Pflanze des Monats
Hier stellen wir jeden Monat eine Pflanze vor, die gerade besonders schön blüht oder etwas ganz Besonderes oder ganz Seltenes ist. Aber auch mit Pflanzen aus unserer Umgebung machen wir näher bekannt.
Japanische Wollmispel (Eriobotrya japonica)
Überall in den Gärten geht die Saison zu Ende. Blätter fallen, Bäume, Sträucher und Stauden bereiten sich auf die Winterruhe vor. Bei der Japanischen Wollmispel scheinen die Uhren aber anders zu ticken: Der Baum mit den großen, immergrünen Blättern fängt jetzt im November an zu blühen. Noch bis in den Dezember hinein werden sich die großen, nach Honig duftenden Blüten öffnen und den letzten Bienen eine Nahrungsquelle bieten. Blütenstiele, Blätter und Zweige sind von wollig-brauen Haaren bedeckt. Die Früchte, die im Frühsommer reif werden (falls es keinen zu strengen Frost gibt), erinnern in Größe und Form an Mispeln – daher der deutsche Name Wollmispel.
Aufgrund ihrer wohlschmeckenden Früchte ist dieser wärmeliebende Baum vom Mittelmeergebiet bis nach Asien ein beliebtes Obstgehölz. Heimisch ist er im subtropischen Süden Chinas, schon in vorgeschichtlicher Zeit wurde er nach Japan eingeführt und erhielt dort dann seinen wissenschaftlichen Namen.
Bei uns in Deutschland ist die Wollmispel relativ selten, weil der Blüh- und Fruchtrhythmus nicht zu unseren Jahreszeiten passt: meist erfrieren Blüten und Früchte. Dank des Klimawandels dürfte sich das in der Zukunft ändern. Hier in Bonn fällt die Ernte von Jahr zu Jahr üppiger aus, sogar Sämlinge wurden schon gelegentlich gesichtet.
Schildkrötenpflanze (Dioscorea elephantipes)
Diese unscheinbare Kletterpflanze aus Südafrika fällt erst bei einem Blick auf den Boden richtig ins Auge. Die feinen Ranken entspringen aus einer großen, mit tiefen geometrischen Rissen durchzogenen Knolle. Gerade bei älteren Pflanzen sieht die Knolle dem Panzer einer Schildkröte ähnlich. Jüngere Knollen ohne tiefe Risse erinnern eher an den Fuß eines Elefanten, woraus sich der wissenschaftliche Artname elephantipes ableitet.
Die Schildkrötenpflanze hat sich perfekt an die halbtrockenen Bedingungen in ihrer Heimat angepasst. Zu Beginn der Trockenzeit vertrocknen die Blätter und Triebe, die Pflanze zieht Nährstoffe und Wasser in die Knolle zurück. Wie bei vielen Pflanzen aus der Gattung Dioscorea (Yams), ist auch die Knolle von Dioscorea elephantipes theoretisch essbar. Aufgrund der geringen Größe und dicken, harten Rinde spielt sie als Nahrungsmittel jedoch keine Rolle.
Übrigens: Dioscorea elephantipes ist zweihäusig. Das bedeutet, dass männliche und weibliche Blüten auf verschiedene Pflanzen verteilt sind. Unsere beiden Pflanzen sind rein männlich. Die charakteristischen Kapselfrüchte mit den geflügelten Samen werden hier also leider nicht entstehen.
Die Mimose (Mimosa pudica)
Die zarte Mimose gehört zur großen Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae), auch wenn man ihr die Verwandtschaft mit Erbse und Bohne nicht an den Blüten ansieht. In dieser Gruppe der Fabaceae sind die Blüten klein und zu kugeligen Blütenständen zusammengefasst. Die Schauwirkung übernehmen die Staubgefäße. Aus den Blüten entwickeln sich später aber die typischen Hülsenfrüchte.
Die Gattung Mimosa ist mit rund 500 Arten im tropischen Amerika verbreitet. Mimosa pudica, die „schamhafte“ Mimose, ist die bekannteste Art. Sie ist schnellwüchsig und breitet sich vielerorts invasiv aus.
Ihre Blätter reagieren außergewöhnlich schnell auf Berührungen. Zwischen Reiz und Reaktion liegen oft nur acht hundertstel Sekunden. Dabei werden zunächst die kleinen Fiederblättchen eingeklappt und dann das ganze Blatt abgesenkt. Anschließend dauert es rund 20 Minuten, bis die Blättchen wieder ihre Ausgangsposition einnehmen.
Übrigens: Diese Pflanze ist Teil der aktuellen Ausstellung "Fabelhafte Fabaceae", die noch bis Oktober 2024 zu sehen sein wird. Den Großteil der Ausstellungstafeln und Pflanzen finden Sie im Nutzpflanzengarten.
Stachel-Seerose (Euryale ferox)
Sie ist benannt nach einer Schreckgestalt aus der griechischen Mythologie und macht ihrem Namen alle Ehre: Die Stachel-Seerose Euryale ferox ist überall mit wehrhaften Stacheln besetzt. Mit ihren riesigen Schwimmblättern sieht sie ihrer südamerikanischen Schwester, der Riesen-Seerose Victoria sehr ähnlich, unterscheidet sich aber in einigen wichtigen Details: Euryale hat viel kleinere Blüten als Victoria. Zudem öffnen sich die Blüten von Euryale tagsüber, während Victoria nachtblühend ist. In diesem Jahr zeigen wir Victoria amazonica und Euryale ferox nebeneinander im selben Becken im Victoriahaus.
Euryale ist außerdem die einzige Seerose, bei der Selbstbefruchtung stattfinden kann. Manchmal öffnen sich die Blüten gar nicht erst, sondern die Pollen fallen direkt auf die Narbe und führen zur Befruchtung. Dies nennt man Kleistogamie. Die Früchte reifen dann unter Wasser, zerfallen schließlich und entlassen die erbsengroßen Samen ins Wasser.
In Asien sind die stärkehaltigen Samen eine begehrte Delikatesse, die in Indien Makhana und in China Qian Shi genannt wird. Sie werden wie Popcorn zubereitet und als Snack genossen. Dafür werden die Pflanzen sogar in großen flachen Seen angebaut. Der Anbau und die Samenernte sind ein sehr mühseliges Geschäft.
Kahle Drillingsblume (Bougainvillea glabra)
Viele Reisende und Gartenfreunde kennen und schätzen diese Pflanze: Bougainvillea glabra ist in tropischen und subtropischen Ländern als Zierpflanze allgegenwärtig. Diese Kletterpflanze wird gerne zur Begrünung von Mauern und Zäunen verwendet. Zur Blütezeit besticht sie mit weithin sichtbarer Farbenpracht, meist ein kräftiges Violett, aber auch Orange-rot oder Weiß sind möglich. Da sie nicht frosthart ist, kann sie in unseren Gefilden nur als Kübelpflanze kultiviert werden. Mit regelmäßigem Rückschnitt kann sie so aber zu einem kleinen Bäumchen erzogen werden. Sogar zur Kultivierung als Bonsai eignet sich Bougainvillea glabra.
Unser Exemplar im Botanischen Garten am Poppelsdorfer Schloss hat eine ganz besondere Geschichte: 1955 brachte sie der damalige Bundespräsident Theodor Heuss bei einem Besuch mit. Sie ist heute also eine unserer ältesten Kübelpflanzen.
Übrigens: Der deutsche Name Drillingsblume bezieht sich auf den besonderen Bau
der Blütenstände. Jeweils drei kleine, eher unauffällige Blüten sind von drei violetten Hochblättern umgeben, die die Haupt-Schauwirkung ausmachen. In ihrer Heimat, dem östlichen Brasilien, werden die Drillingsblumen von Schmetterlingen und Kolibris bestäubt.
Himalaja-Riesenlilie (Cardiocrinum giganteum)
Die Riesenlilie macht ihrem Namen alle Ehre: Die Pflanzen können über 2 Meter groß werden, die einzelnen Blüten erreichen bis zu 30 cm Länge. Im Gegensatz zu den echten Lilien (Gattung Lilium) haben Riesenlilien herzförmige Blätter. Darauf bezieht sich auch der Gattungsname Cardiocrinum (griech. krinon = Lilie, cardia = Herz).
Cardiocrinum giganteum ist im östlichen Himalaja-Gebiet heimisch und kommt dort in Höhenlagen von 1400 bis 1700 Metern in feucht-schattigen Wäldern vor. Sie braucht frische, nährstoffreiche Böden und eine hohe Luftfeuchtigkeit zum Gedeihen.
Da sie recht anspruchsvoll ist, ist die Riesenlilie in mitteleuropäischen Gärten eher selten zu finden. Die Pflanze benötigt drei bis fünf Jahre bis zur Blüte. Danach stirbt die Pflanze ab und es dauert erneut ein paar Jahre, bis aus den Tochterzwiebeln neue blühfähige Pflanzen heranwachsen.
Blauregen (Wisteria)
Die lang herunterhängenden Blütentrauben mit den blauvioletten Schmetterlingsblüten gaben dieser Liane den Namen: Blauregen. Zur Gattung Wisteria werden aktuell vier Arten gezählt: Eine Art (Wisteria frutescens) ist in Nordamerika heimisch, die drei anderen in Asien: Der Chinesische Blauregen (Wisteria sinensis), der Japanische Blauregen (W. floribunda) und der Seiden-Blauregen (W. brachybotrys) aus Japan. Von allen Arten gibt es auch weiße und zum Teil auch rosafarbene Formen.
Der Chinesische und der Japanische Blauregen werden sehr häufig als Zierpflanzen an Hauswänden oder Pergolas gezogen. Sie benötigen in jedem Fall eine Kletterhilfe und brauchen oft viele Jahre, bis sie zum ersten Mal blühen. Man kann diese beiden Arten auch im nicht-blühenden Zustand unterscheiden: Beim Chinesischen Blauregen (W. sinensis) winden sich die kletternden Triebe meist links herum, also von oben betrachtet gegen den Uhrzeigersinn. Beim Japanischen Blauregen (W. floribunda) winden sich die Triebe in der Regel rechts herum, also mit dem Uhrzeigersinn.
Übrigens: Blauregen ist stark giftig. Alle Pflanzenteile enthalten giftige Alkaloide, Früchte und Samen zusätzlich Lektine. Aus diesem Grund wurde der Blauregen zur Giftpflanze des Jahres 2024 ernannt.
Schauen Sie sich die Standorte der Wisterien in unserem Garden-Explorer an:
- Wisteria floribunda 'Alba' und Wisteria frutescens an der Brücke über den Weiher
- Wisteria floribunda (Normalform) im System
- Wisteria brachybotrys in der Japan-Abteilung
- Wisteria sinensis an der Gartenverwaltung (nicht öffentlich)
Netzblatt-Pfingstrose (Paeonia tenuifolia)
Die Netzblatt-Pfingstrose ist kommt von Südost-Europa bis nach Kasachstan vor und hat ihren Verbreitungsschwerpunkt im Kaukasus-Gebiet. In ihrem natürlichen Lebensraum wächst sie vor allem auf trockenen Bergwiesen.
Diese Staude beginnt ihren Jahreszyklus bereits recht zeitig im Frühjahr. So kann sie blühen, fruchten und dann wieder einziehen, bevor im Hochsommer die Trockenperiode beginnt. Bei uns blüht sie daher meist schon im April, sofern sie einen sonnigen und warmen Platz im Garten hat.
Mit ihren fein zerteilten Blättern und den dunkelroten Blütenschalen ist diese Pfingstrose eine besonders filigrane Erscheinung. Trotz ihres zarten Aussehens, ist diese Pflanze recht robust. Sie bevorzugt einen durchlässigen und eher trockenen Boden – im Gegensatz zu vielen anderen Pfingstrosen, die eher einen lehmig-feuchten Boden lieben.
Übrigens: Zur Gattung der Pfingstrosen (Paeonia) gehören 32 verschiedene Arten, die vor allem in den gemäßigten Klimazonen Europas und Asiens vorkommen. Zwei Arten sind im westlichen Nordamerika heimisch (P. californica und P. brownii). Die Pfingstrosen sind so besonders, dass sie in eine eigene Familie, die Pfingstrosengewächse (Paeoniaceae) gestellt werden.
Zimmer-Alpenveilchen (Cyclamen persicum)
Die Gattung Cyclamen ist als „Alpenveilchen“ bekannt. Mit den Alpen hat Cyclamen persicum jedoch nichts am Hut: Es ist im östlichen Mittelmeergebiet heimisch. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt allerdings nicht bis Persien (dem heutigen Iran), auch wenn es der wissenschaftliche Name es vermuten lässt.
Es lohnt sich, die Blüten von Cyclamen persicum genauer anzuschauen: Die Blütenblätter sind zurückgeschlagen, die Blütenöffnung zeigt nach unten und die Staubbeutel sind aneinander gelegt. Diese Blütenform weist auf eine spezielle Bestäubungsweise hin: Hummeln oder andere große Bienen hängen sich unten an die Blüte und summen kräftig. Durch die Vibration wird Pollen aus den Staubbeuteln freigesetzt und rieselt auf das Insekt. Das Prinzip ist vergleichbar mit einem Salzstreuer. Diese Art der Bestäubung ist zum Beispiel auch bei Tomaten zu finden.
Übrigens: Cyclamen persicum ist eine äußerst beliebte Zimmerpflanze. Alle Formen und Farben, in denen man Alpenveilchen fürs Fensterbrett erwerben kann, wurden aus dieser Art gezüchtet. Da Cyclamen kaum hybridisieren, wurden keine anderen Arten eingekreuzt. Bei Wildformen – z.B. die Pflanzen, die wir hier ausstellen – sind die Blüten deutlich kleiner und meist weiß bis rosa.
Dracaena sambiranensis
Diese Pflanze gehört zur Gattung der Drachenbäume (Dracaena), die in den Tropen und Subtropen weit verbreitet sind. Einige Vertreter der Drachenbäume sind beliebte und pflegeleichte Zimmerpflanzen. Zum Beispiel gehören der „Glücksbambus“ (Dracaena braunii) und neuerdings auch die „Schwiegermutterzunge“ (Sansevieria trifasciata) zu dieser Gattung.
Dracaena sambiranensis gehört nicht zu diesen berühmten Zimmerpflanzen. Sie ist nach dem Fluss Sambirano im Nordwesten Madagaskars benannt. In dieser Region ist diese Rarität heimisch. In Botanischen Gärten ist sie äußerst selten zu finden. In Deutschland kann man die Pflanze nur hier in Bonn und in Potsdam bewundern. Nun blüht unsere Dracaena sambiranensis zum allerersten Mal. Man muss allerdings etwas genauer hinsehen, um die karminroten Blütenstände zu entdecken. Diese wachsen am Boden direkt aus dem Rhizom der Pflanze.
Übrigens: Diese Art gehörte bis 2018 zur Gattung Sansevieria, im Deutschen auch als Bogenhanf oder Schwiegermutterzunge bekannt. Neuere Studien mittels DNA-Analyse ergaben aber, dass Sansievierien sehr nah mit den Drachenbäumen verwandt sind. Sie wurden daraufhin in die Gattung Dracaena eingeordnet. Dennoch stößt man noch häufig auf die Bezeichnung Sansevieria.
Berberis oiwakensis
Mitten im Winter ist es mit Blütenpracht im Garten nicht weit her. Eine Ausnahme bildet diese Mahonie aus Ostasien, die jetzt ihre üppigen gelben Blütentrauben entfaltet. Der immergrüne Strauch kann mehrere Meter hoch werden, verzweigt sich aber nur wenig und bleibt daher schlank. Er ist hat gefiederte und an den Rändern leicht stachelige Blätter.
Berberis oiwakensis wurde 1916 vom japanischen Botaniker Hayata auf der Insel Taiwan gefunden und wissenschaftlich beschrieben. Hayata ist für die Erforschung der Flora Taiwans bekannt, das von 1895 bis 1945 eine Kolonie Japans war. Oiwake ist der japanische Name für eine kleine Ortschaft in den zentralen Hochlagen Taiwans. Dort hatte Hayata diese Mahonie gefunden.
Übrigens: Klassischerweise wurden Mahonien (Mahonia) und Berberitzen (Berberis) als getrennte Gattungen aufgefasst. Der Unterschied besteht hauptsächlich in einfachen Blättern bei Berberis und in gefiederten Blättern bei Mahonia. Verwandtschaftsanalysen machten aber klar, dass mehrfach Arten mit einfachen Blättern aus Arten mit gefiederten Blättern entstanden sind und diese Trennung daher nicht sinnvoll ist. Inzwischen hat sich der Gattungsname Berberis für alle Arten durchgesetzt, auch wenn häufig noch die alten Bezeichnungen verwendet werden. Auch in unseren Gärten steht auf einigen Schildern noch der alte Name Mahonia.