Universität Bonn

Botanische Gärten

Blumennesselgewächse

Blumennesselgewächse (Loasaceae) sind fast ausschließlich in den Tropen und Subtropen Amerikas beheimatet. Erforscht werden Systematik und Evolution der Pflanzen.

Schöne Blüten - aber gefährlich

Die Blumennesseln haben – wie ihr deutscher Name es schon sagt – sehr schöne Blüten, aber leider auch sehr viele Brennhaare. Das ist sicher der Grund, weshalb sie in Parks und Gärten kaum zu finden sind.

Für Tiere endet der Versuch, die hübsche Blumennessel zu verspeisen, qualvoll. Kaum berührt die Zunge die Brennhaare, spritzen sie dem Tier ein schmerzhaftes Gebräu ins Maul.

Insgesamt fünf Pflanzengruppen haben völlig unabhängig voneinander Brennhaare entwickelt. Die Brennhaare haben an ihrer Spitze ein seitwärts gerichtetes Köpfchen. Bei Berührung bricht das Köpfchen ab, es entsteht eine schräge Bruchstelle – wie die Kanüle einer Spritze. Der Inhalt entlädt sich mit Druck in die Haut.

Blumennessel Caiophora chuquitensis
Blumennessel Caiophora chuquitensis © W. Lobin / Universität Bonn
Loasa pallida - Bleiche Blumennessel aus Mittelchile, Anden
Loasa pallida - Bleiche Blumennessel aus Mittelchile, Anden © Botanische Gärten der Universität Bonn

Bei den Brennnesseln sind die Härchen mit Silizium gehärtet. Die Blumennesseln dagegen benutzen zum Härten Kalziumphosphat. Ein Baustoff, den Menschen und Tiere in Zähnen und Knochen haben. Bei Pflanzen war bisher nicht bekannt, dass sie Kalzium zum Aufbau ihrer Zellwände verwenden.

Brenn- und Hakenhaare der Blumennessel Loasa pallida unter dem Rasterelektronenmikroskop. Deutlich ist die starke Mineralisierung der gesamten Brennhaare (dunkelrot) und der köpfchenförmigen Spitze zu erkennen.
Brenn- und Hakenhaare der Blumennessel Loasa pallida unter dem Rasterelektronenmikroskop. Deutlich ist die starke Mineralisierung der gesamten Brennhaare (dunkelrot) und der köpfchenförmigen Spitze zu erkennen. © Botanische Gärten der Universität Bonn

Der Hauptbestandteil der Zellwände, die faserförmige Cellulose, bildet ein formendes Geflecht, in das bei Blumennesseln winzige Kristalle aus Kalziumphosphat eingelagert sind. Das verleiht den Brennhaaren eine außerordentliche Stabilität. Es ist noch ein Rätsel, warum die  Blumennesseln sich für diesen Sonderweg entschieden haben. 

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