Universität Bonn

Botanische Gärten

Fleischfressende Pflanzen

Rund tausend verschiedene Pflanzenarten sind heute als „fleischfressend“ bekannt, wobei ihre Beute von mikroskopisch kleinen tierischen Einzellern über Insekten und kleine Wirbeltiere bis zu kleinen Vögeln oder sogar Ratten reichen kann.

Vielfalt

Die Karnivorie hat sich im Pflanzenreich gleich mehrfach ganz unabhängig voneinander entwickelt. Fleischfressende Pflanzen gibt es überall auf der Welt.

In Deutschland kommen 15 Arten aus vier Gattungen vor: Sonnentau (Drosera), Wasserschlauch (Utricularia), Fettkraut (Pinguicula) und die vom Aussterben bedrohte Wasserfalle (Aldrovanda vesiculosa). Alle einheimischen Arten sind bei uns streng geschützt.

Die Botanischen Gärten Bonn haben eine der weltweit umfangreichsten Karnivorensammlungen. Rund 300 verschiedene Spezies werden hier kultiviert. Am Nees-Institut gibt es dazu umfangreiche Forschungsprojekte.

Wasserfalle Aldrovanda vesiculosa
Wasserfalle Aldrovanda vesiculosa © W. Barthlott, Lotus-Salvinia.de
Sonnentau (Drosera binata)
Sonnentau (Drosera binata) © I. Fuchs

Fallen und Arten

Die Pflanzen haben unterschiedliche und sehr raffinierte Techniken und Fallentypen zum Beutefang entwickelt.

  • Gleitfallen wie die Kannenpflanzen (Nepenthaceae)
  • Klebfallen: Sonnentau (Drosera) und Fettkräuter (Pinguicula)
  • Klappfallen: (Dionaea und Aldrovanda
  • Saugfallen: Wasserschlauch (Utricularia)
  • Reusenfallen (Genlisea)

Alle Fangapparate sind Veränderungen von Blättern oder Blattteilen.

Hinter dem Viktoriahaus sind im Freiland verschiedene Karnivoren mit Gleit-, Kleb- und Klappfallen zu sehen.

Gleitfallen

Kannenpflanze Nepenthes rajah
Kannenpflanze Nepenthes rajah © W. Lobin / Universität Bonn

Bei diesem relativ simplen Fallenmechanismus rutschen Beutetiere in ein mit Verdauungsflüssigkeit gefülltes „Verdauungsbecken“.

Zisternenfallen (Brocchinia,  Catopsis)
Kannenfallen (CephalotusNepenthes)
Schlauch- oder röhrenförmige Fallen (Sarracenia, Darlingtonia und Heliamphora) 

Klebfallen

Taublatt (Drosophyllum lusitanicum)
Taublatt (Drosophyllum lusitanicum) © C. Löhne / Universität Bonn

Angelockte Beutetiere werden durch ein zähflüssiges Sekret festgehalten und erstickt. Es gibt sowohl aktive Vertreter, die ihre Fangapparate bewegen können, als auch passive.

Sonnentau (Drosera)
Fettkraut (Pinguicula, Drosophyllum lusitanicum)
Regenbogenpflanze (Byblis)
Wanzenpflanze (Roridula, Triphyophyllum peltatum)

Klappfallen

Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula)
Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula) © W. Barthlott, Lotus-Salvinia.de

Gelangt ein Beutetier auf die bewegliche Blattspreite und kommt in kurzen Abständen mehrmals mit speziellen Sensorhaaren in Berührung, schnappt die Falle in Sekundenschnelle zu.

Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula)
und
Wasserfalle (Aldrovanda vesiculosa)

Saugfallen

Utricularia reniformis x nelumbifolia
Utricularia reniformis x nelumbifolia © W. Lobin / Universität Bonn

An Kompliziertheit und vor allem Geschwindigkeit ist die Saugfalle des Wasserschlauchs (Utricularia) allen anderen Karnivoren überlegen. Mit circa 1/500 Sekunde gehört die Fangbewegung zu den schnellsten Bewegungen im Pflanzenreich. Die Beutetiere werden durch Wassersog in eine blasenartige Falle gesaugt, in der Unterdruck herrscht.

Reusenfallen

Genlisea margaretae Blattrosette und Reusenblätter
Genlisea margaretae Blattrosette und Reusenblätter © W. Barthlott / Universität Bonn

Einen besonders raffinierten Fallentyp, eine Reusenfalle, findet man bei der Gattung Genlisea.  Neben den normalen oberirdischen Laubblättern bildet sie unterirdische Reusenblätter aus. Winzige einzellige Lebewesen – Protozoen – werden ins Innere des Reusensystems gelockt. Reusenhaare verhindern, dass die Beute entkommen kann. 

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