Universität Bonn

Botanische Gärten

2023 - Alle Pflanzen des Monats

Dezember 2023

Kanaren-Glockenblume (Canarina canariensis)

Die Kanaren-Glockenblume unterscheidet sich stark von unseren heimischen Glockenblumen der Gattung Campanula. Zum Beispiel haben die Blüten unserer Glockenblumen 5 Zipfel, während die Kanarische 6 Kronzipfel besitzt. Außerdem ist die Frucht nicht wie bei Campanula eine Kapsel, sondern eine gelbe essbare Beere. Die Kanarische Glockenblume wächst als Kletterpflanze in den dunkel-feuchten Lorbeerwäldern der westlichen Kanarischen Inseln. Sie wird dort Bicácaro genannt und als Nationalblume verehrt.

Die großen Glockenblüten produzieren viel Nektar und locken dadurch Vögel für die Bestäubung an. Der Kanaren-Zilpzalp ist ein bekannter Bestäuber dieser Glockenblume.

Sie ist unsere Pflanze des Monats Dezember, da sie mit ihren leuchtenden Blüten die dunkle Jahreszeit erhellt. In ihrer Heimat kann es im Sommer sehr trocken werden und die Pflanze zieht sich dann in eine unterirdische Knolle zurück. Erst im Winter, wenn es feuchter ist, erwacht die Pflanze wieder zum Leben und blüht hier bei uns rechtzeitig zur Weihnachtszeit als kleine Weihnachtsglocke.

grüne Pflanze mit großer, glockenförmiger, orangefarbiger Blüte
Kanaren-Glockenblume (Canarina canariensis) © C. Löhne / Universität Bonn

November 2023

Pflanze mit violett gefleckten Blüten
Japanische Krötenlilie (Tricyrtis hirta) © C. Löhne / Universität Bonn

Japanische Krötenlilie (Tricyrtis hirta)

Zugegeben: Der Name Krötenlilie (engl. Toad lily) wird der Schönheit dieser Pflanze nicht gerecht. Die bis zu einem Meter hohen Stängel sind von unten bis oben mit großen, lilienartigen Blüten besetzt. Der umgangssprachliche Name bezieht sich wohl auf die violetten Flecken, die die Blüten überziehen.

Der wissenschaftliche Name Tricyrtis (griech. tri- = drei, kyrtos = gewölbt) nimmt auf ein wichtiges Bestimmungsmerkmal dieser Gattung Bezug: die drei äußeren Blütenhüllblätter haben an ihrer Basis eine deutlich sichtbare, sackförmige Ausstülpung. Im Inneren dieser Ausstülpungen befinden sich die Nektarien.

Tricyrtis hirta ist eine von vielen beliebten Gartenpflanzen, die vom Arzt und Botaniker Philipp Franz von Siebold im 19. Jahrhundert erstmals aus Japan nach Europa eingeführt und vermarktet wurden. Hortensie, Blauregen und Fächerahorn sind weitere Zierpflanzen aus Japan, die Siebold in Europa bekannt gemacht hat.

Die Japanische Krötenlilie ist zu Recht als Gartenpflanze beliebt. Sie ist einfach zu kultivieren, sofern man ihr einen halbschattigen bis schattigen Standort und feuchten, humosen Boden gönnt. Ihre Blütezeit reicht von September bis November, sie bereichert somit auch im späten Herbst den Garten um farbige Akzente.

Oktober 2023

Atlas-Zeder (Cedrus atlantica)

Von weitem ist die Zeder aufgrund ihres eigentümlichen Wuchses gut zu erkennen. Von nahem betrachtet erinnern die büschelig stehenden Nadeln an Lärchen. Im Gegensatz zur Lärche ist die Zeder aber immergrün.

Im Alter von 30 Jahren bildet sie die ersten Zapfen. Aktuell sind an unserem 120 Jahre alten Baum die 3-5 cm langen männlichen Zapfen gut sichtbar. Bei jedem Windhauch fliegt Pollen davon. Die frischen weiblichen Zapfen sind noch klein und unscheinbar. Die 3 Jahre alten reifen Zapfen sind aber gut zu sehen. Sie fallen nun Stück für Stück auseinander, so dass die geflügelten Samen einzeln davon fliegen können.

Zedern sind im Mittelmeergebiet heimisch und werden dort schon seit Jahrtausenden vom Menschen als Bauholz und zur Gewinnung des aromatischen Zedernöls genutzt. Die Atlas-Zeder ist im Atlasgebirge in Marokko und Algerien heimisch. Von der Türkei bis zum Libanon kommt die Libanon-Zeder (Cedrus libani) vor und auf Zypern die Zypern-Zeder (Cedrus brevifolia). Diese drei Arten sind genetisch schon seit Jahrmillionen von einander getrennt, unterscheiden sich äußerlich aber kaum. Daher werden sie auch oft zu einer Art (Cedrus libani) zusammengefasst. Eine weitere Zedernart (Cedrus deodara) wächst im Himalaya.

Da die Atlaszeder als wärmeliebend und trockenheitsresistent gilt, wird sie derzeit als Forstbaum auch in Deutschland ausprobiert, um den Forst an den Klimawandel anzupassen.

Zweig mit Nadeln und Zapfen
Männliche Zapfen der Atlas-Zeder © C. Löhne / Universität Bonn
Zedernbaum in einem Park
Unsere Atlas-Zeder im Schlossgarten ist zirka 120 Jahre alt. © C. Löhne / Universität Bonn
Zweig mit Nadel und Zapfen
Reife weibliche Zapfen der Atlas-Zeder © C. Löhne / Universität Bonn

September 2023

Rote Kesselfallenblüte mit drei langen roten Zipfeln an Ast runterhängend
Eine der Kesselfallenblüten der Dreischwänzigen Pfeifenblume in unserem Regenwaldhaus. © C. Löhne / Universität Bonn

Dreischwänzige Pfeifenblume (Aristolochia tricaudata)

Die Dreischwänzige Pfeifenblume oder Dreizipfelige Osterluzei ist eine Kletterpflanze aus den tropischen Wäldern Mexikos. Ihre rotbraunen Blüten tragen drei lange, fadenartige, charakteristische Zipfel, die ihr auch ihren Namen verleihen.

Wie auch bei anderen Arten dieser Gattung funktioniert die Bestäubung über „Kesselfallen“. Durch für Menschen kaum wahrnehmbaren Geruch werden kleine Insekten in die röhrenförmigen Blüten gelockt. Sie fallen dann in einen Kessel, aus dem es nur einen winzigen Ausgang gibt. Auf der Suche nach dem Ausgang krabbeln die Insekten in dem Kessel herum und bestäuben dabei die Blüten. Wenn sie letztlich den Ausgang finden und die Blüten verlassen, nehmen sie Pollen mit zur nächsten Blüte.

Bei einigen Aristolochia-Arten ist die Kessefalle so stark ausgeprägt, dass sogar kleine Härchen den Ausgang versperren und erst dann verwelken (und somit den Ausweg freigeben) wenn die Bestäubung erfolgt ist.

In unseren Gewächshäusern gibt es neben A. tricaudata auch noch ein paar andere interessante und imposante Pfeifenblumen zu entdecken, wie z.B. die zwei Schwesterarten A. arborea und A. salvadorensis, gleich nebenan im selben Beet.

August 2023

Hirse

Die Hirse ist bereits seit Jahrhunderten eine der wichtigsten Nutzpflanzen, weswegen 2023 von der Welternährungsorganisation FAO zum Internationalen Jahr der Hirse erklärt wurde. Damit soll auf die große, weltweite Vielfalt der Hirsesorten aufmerksam gemacht werden. Gerade in den jetzigen Zeiten von Klimawandel und Bevölkerungswachstum spielt die Hirse für die Ernährung der Menschheit eine noch größere Rolle. In unserem Nutzpflanzengarten können Sie eine Auswahl von verschiedenen Hirsearten entdecken, die jetzt langsam reif werden. Diese kommen in den verschiedenen Regionen der Welt vor. Sie alle sind aber durch ein relativ kleines, kugeliges Korn gekennzeichnet.

Einige der wichtigsten Arten sind die Sorghumhirsen (Gattung Sorghum, links im Bild), die bereits vor Jahrtausenden im heutigen Sudan domestiziert wurden. Sie sind trockenresistent und anspruchslos und können daher auch auf kargen Böden gut kultiviert werden.

Die Kolbenhirse (Setaria italica, rechts im Bild) stammt wahrscheinlich aus Nordchina und wird bis heute in mehreren asiatischen Ländern als Getreide verwendet. In Europa spielte sie neben der Rispenhirse nur eine untergeordnete Rolle als Getreide. Heute wird sie bei uns meist nur als Kleintierfutter verwendet.

Zwei verschiedene Arten von Hirse mit mehreren individuellen Pflanzen und Gras und Himmel im hintergrund.
Die Sorghumhirse (links) und die Kolbenhirse (rechts) in unserem Nutzpflanzengarten. © C. Löhne / Universität Bonn

Juli 2023

Große Känguru-Pfote (Anigozanthos flavidus)

Die flaumig-behaarten, sanft gebogenen Blütenröhren erinnerten die ersten europäischen Australien-Reisenden wohl an Tierpfoten. Einige Arten dieser Gattung werden Känguru-, andere Katzenpfoten genannt. Der wissenschaftliche Name Anigozanthos bezieht sich auf die gebogenen Blütenröhren, deren Zipfel alle nach einer Seite ausgerichtet sind (aniso = griech. ungleich, anthos = griech. Blüte).
Känguru-Pfoten sind im Südwesten Australiens heimisch. Sie sind besonders gut an Trockenphasen angepasst, sind aber nicht frosthart. Sie werden daher bei uns als Kübelpflanze kultiviert.
Die Große Känguru-Pfote (A. flavidus) hat bis zu 1 Meter lange, schwertlilienartige Blätter und Blüten in verschiedenen Farbvarianten von gelbgrün bis dunkelrot. Sie wird auch als Zierpflanze und Schnittblume geschätzt und gezüchtet.

Juni 2023

Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua)

Der Johannisbrotbaum ist ein immergrüner, bis zu 20 m hoch werdender Hülsenfrüchtler aus dem Mittelmeerraum. Den bis zu 30 cm langen, gebogenen Früchten hat der Baum seinen wissenschaftlichen Namen zu verdanken: das griechische Wort "kerátion" heißt übersetzt "Hörnchen". Jede Hülsenfrucht enthält zirka 10 bis 15 Samen.

In der Antike wurden diese Samen als Feingewichte für das Wiegen von Edelsteinen und Gewürzen verwendet. Aus dieser historischen Verwendung hat sich die Gewichtseinheit Karat entwickelt, ein Lehnwort aus dem Arabischen "charrub" und dem Griechischen "kerátion". Die Bezeichnung Johannisbrotbaum bezieht sich auf Johannes den Täufer, der sich während seines Aufenthalts in der Wüste von den Früchten des Baums ernährt haben soll.

Die Hülsen des Johannisbrotbaums sind anfangs weich und aromatisch süß. Sie können sehr lange am Baum hängen und reifen, bis sie später dunkelbraun, hart und lange haltbar sind. Aus den gemahlenen Hülsen wird das Carobpulver hergestellt, dass ähnlich wie Kakaopulver verwendet werden kann.

Aus den Samen wird das sogenannte Johannisbrotkernmehl gewonnen, das als kalorienarmes Verdickungsmittel in der Lebensmittelbranche eingesetzt wird.

Pflanze mit länglichen, braunen Früchten
Jetzt im Juni hängt der Baum voll mit länglichen, noch grünen Früchten. Sie reifen im Herbst und sind dann dunkelbraun. © C. Kunath / Universität Bonn

Mai 2023

Nahaufnahme von Blättern und Blattstielen
Die feinen Haare an den Blättern und Blattstielen von Betula pubescens sind nicht leicht zu erkennen. © C. Löhne / Universität Bonn

Moor-Birke (Betula pubescens)

Es gibt in Deutschland zwei Arten von Birken, die zu Bäumen heranwachsen: die Hänge-Birke (Betula pendula) und die Moor-Birke (Betula pubescens).

Gemein ist ihnen die typische weiße Borke. Die beiden Arten zu unterscheiden, ist aber gar nicht so einfach. Am besten gelingt das jetzt im Frühjahr. Die feinen Härchen an den jungen Blättern und Zweigen der Moor-Birke sind nämlich ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal. Man braucht aber sehr gute Augen oder eine Lupe, um dieses  Merkmal zu erkennen.

Während die Hänge-Birke in unseren Städten und auf sandigen Böden gut gedeiht, benötigt die Moor-Birke einen dauerfeuchten Standort. Sie ist in Bruchwäldern und Mooren und zu finden. Da diese Lebensräume in Deutschland heute selten sind, ist auch die Moor-Birke selten.

Deshalb wurde sie zum Baum des Jahres 2023 gekürt.

April 2023

Rötlicher Rhododendron (Rhododendron russatum)

Der Rötliche Rhododendron ist in den Bergwäldern Südchinas und Nord-Myanmars heimisch. Er kann bis zu zwei Meter hoch werden und wächst in seiner Heimat bevorzugt an Waldrändern und auf Lichtungen, aber auch auf Felsen und in subalpinen Arealen oberhalb der Baumgrenzen.

Charakteristisch für Rhododendron russatum sind die blau-violetten Blüten. Die ersten öffnen sich Anfang April, bald darauf wird der kompakte Strauch komplett lila leuchten.

Mit Start der Blütezeit treiben auch die kleinen dunkelgrünen Blätter aus. In geschützten Lagen kann der Rötliche Rhododendron immergrün sein, meist dünnt das Laub im Winter aber stark aus. Damit der Rötliche Rhododendron reichlich blüht, benötigt er einen sonnigen Standort. In schattigen Lagen ist er blühfaul.

Übrigens: Bei Rhododendren sind alle Teile der Pflanze giftig. Vergiftungen sind aber selten, da diese Pflanzen für Tiere oder entdeckungsfreudige Kinder nicht besonders interessant oder schmackhaft wirken.

Pflanze mit Blüten
Rhododendron russatum © C. Löhne / Universität Bonn

März 2023

Pflanze mit Blüten
© C. Bakowski / Universität Bonn

Palisaden-Wolfsmilch (Euphorbia characias)

Die Palisaden-Wolfsmilch wächst als Staude oder Halbstrauch und kann bis zu 150 cm hoch werden. Der Artname leitet sich vom griechischen Wort charakías ab. Das heißt „als Zaun, Pfahl oder Palisade geeignet“ und bezieht sich auf die traditionelle Verwendung der verholzten Stängel.

Charakteristisch sind die grüngelben Hochblätter, die die winzigen Blüten wie Glocken umschließen. Die Pflanze wirkt durch voluminösen Blütenstände, die sich bereits ab März bilden, besonders imposant. Die Palisaden-Wolfsmilch kommt in zwei Unterarten entlang des Mittelmeerraumes vor. Die bis 80 cm große Unterart Euphorbia characias subsp. characias erkennt man an den meist dunkelroten Drüsenanhängen im Blütenstand. Bei Euphorbia characias subsp. wulfenii sind die Blütenstände durchgängig gelb-grün. Da diese Unterart bis zu 150 cm groß werden kann und sehr robust ist, wird sie besonders gern als Zierpflanze verwendet.

Vorsicht: Der weiße Milchsaft (die „Wolfsmilch“) in den Stängeln und Blättern ist giftig und kann Hautreizungen oder Ausschläge hervorrufen!

Februar 2023

Traubenhyazinthe (Gattung Muscari)

Traubenhyazinthen sind beliebte Frühjahrsblüher, die viele Menschen in ihren Vorgärten oder im Balkonkasten kultivieren. In der Regel handelt es sich dabei um die Armenische Traubenhyazinthe (Muscari armeniacum), die es in vielen Varietäten gibt.

Die Gattung Muscari umfasst aber insgesamt rund 80 Arten, die rund ums Mittelmeer vorkommen. Im Ausstellungsgewächshaus werden im Februar etliche Vertreter der Gattung Muscari ausgestellt. Viele von ihnen stammen aus den Hochlagen der türkischen Gebirge und blühen sehr zeitig, sobald der erste Schnee schmilzt. Mit ihren Zwiebeln überdauern Traubenhyazinthen die kalte Jahreszeit im Boden und können so im Frühjahr schnell durchstarten.

Übrigens: Hier im Botanischen Garten haben wir eine besonders umfangreiche Sammlung von Muscari und verwandten Zwiebelpflanzen, die aktuell erforscht werden.

Pflanze mit Blüten
Muscari vuralii aus der Süd-Türkei © C. Löhne / Universität Bonn

Januar 2023

Strauch mit dunkelgrünen Blättern und roten Früchten
Nandina domestica im Januar: Die roten Beeren sind giftig und schmecken bitter. Vögel meiden sie daher. © C. Löhne / Universität Bonn

Himmelsbambus (Nandina domestica)

In Japan ist dieser kleine Strauch allseits beliebt und wird seit Jahrhunderten in Gärten und Tempelanlagen angepflanzt. Carl Thunberg, einer der ersten europäischen Naturwissenschaftler, der Japan bereiste, sah sie dort im Jahre 1776. In Anlehnung an den japanischen Namen „Nanten“ gab er ihr den wissenschaftlichen Namen Nandina domestica Thunb..

Insbesondere aufgrund ihrer leuchtend roten Früchte gilt sie in Japan als Glücksbringer. Eine kleine getopfte Pflanze davon zu verschenken, ist eine von vielen Neujahrstraditionen in Japan.

Die ursprüngliche Heimat dieses Strauchs liegt in China, von wo er nach Japan eingeführt wurde. Der als „Himmelsbambus“ vermarktete Strauch ist auch bei uns leicht zu kultivieren, so lange er einen geschützten, halbschattigen Standort hat. Damit man sich an Blüten und Früchten erfreuen kann, sollte man versuchen ein weibliches Exemplar zu erstehen.

Vorsicht: Die ganze Pflanze ist giftig.

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